Valiant Bank: Der Hacker, mein Freund und Helfer

Wenn Hacker aktiv werden, muss nicht unbedingt Gefahr drohen. Im Gegenteil: über eine ungewöhnliche Partnerschaft, von der Kundinnen und Kunden nur profitieren können.

Von Sandro Nafzger, Veröffentlicht am 15. Dezember 2021 5 min Lesezeit

(Bildlegende, von links: Christoph Klossner von Valiant mit dem Hacker Edgar Boda-Majer und Sandro Nafzger von Bug Bounty Switzerland.)

Wäre er ein krimineller Hacker, er würde lieber anonym bleiben. Für Edgar Boda-Majer aber ist Transparenz Teil des Geschäftsmodells: Der 31-Jährige, wohnhaft in Lausanne (VD), ist ein ethischer Hacker. Ende 2019 hat er sich mit drei Kollegen selbstständig gemacht.

 

Kräfte bündeln

Im Auftrag von Firmen suchen Boda-Majer und seine Mitstreiter nach Schwachstellen in deren IT-Systemen, bevor diese von Cyberkriminellen gefunden und ausgenutzt werden können. Auf den ersten Blick mag eine Partnerschaft zwischen professionellen Hackern und Firmen mit eigenen IT-Abteilungen und vielen Sicherheitsvorkehrungen ungewöhnlich erscheinen. Und doch ist sie naheliegend: «Wir haben denselben Gegner», erklärt Boda-Majer. Und weil sich die IT-Landschaft laufend verändere und zunehmend komplexer werde, weil zudem die kriminellen Hacker neue Angriffstechniken entwickeln würden, gebe es für eine erfolgreiche Cyberabwehr nur ein wirksames Mittel: Kräfte bündeln.

Eine Partnerschaft zwischen Firmen und Hackern erstaunt nur auf den ersten Blick.

Unternehmen, die mit Hackern eine Partnerschaft eingehen, erhöhen durch eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme den Schutz vor Datendiebinnen und Erpressern. Die ethischen Hacker wiederum – oder auch Bug-Hunter (Fehlerjäger) – erhalten eine Belohnung (Bounty), deren Höhe vom Fahndungserfolg abhängt. Findige Computercracks können von ihrer Arbeit gut leben: Das Aufdecken einer Schwachstelle, die schwerwiegende Folgen haben könnte, ist mehrere Tausend Franken wert.

 

Geduld bringt Rosen

Im Grunde sei seine Arbeit wenig spektakulär, sagt Boda-Majer. Zunächst beobachtet er. Stundenlang schaut er sich beispielsweise mittels einer Analyse-Software an, wie die Website des zu hackenden Partners mit dem heimischen Server kommuniziert, wie Daten hin und her fliessen. Hat er einen möglichen Angriffspunkt ausgemacht, verändert er die Daten und beobachtet, was geschieht. Ob der Server die Manipulation erkennt. Wie er reagiert. Ist der Angriff erfolgreich, dringt er nicht weiter ins System vor. Vielmehr meldet er dem Auftraggeber die Schwachstelle, damit dieser sie schliessen kann. Und beginnt mit der Suche nach dem nächsten Bug.

Nicht der Wettlauf mit Kriminellen gibt ihm den Kick. Auch nicht die Idee, Entwicklerinnen und Entwicklern ihre Fehler vorzuhalten. «Was mich herausfordert, ist der Wettbewerb mit anderen Huntern», sagt Boda-Majer. Denn die Bounty erhält immer nur diejenige Person, die einen Bug als erste entdeckt. «Da die IT-Welt eine schnelllebige ist, neue Updates alte Funktionen ablösen, fällt fast immer für jeden Bug-Jäger etwas ab», sagt er.

 

Der Partnervermittler

«Die ethischen Hacker gehören zu den Besten im IT-Business. Sie müssen auf dem neusten Stand der technischen Entwicklung sein, IT-Nerds im besten Sinne. Mit einer positiven Ideologie, die sie dazu antreibt, ihre Fähigkeiten zugunsten ihrer Kunden einzusetzen, statt ihnen damit zu schaden.» Das sagt Sandro Nafzger. Er ist es, der als Mitgründer und CEO von Bug Bounty Switzerland die beiden Seiten zusammenbringt: die Unternehmen, die sich testen lassen wollen, und die Hacker mit dem richtigen Know-how.

«Nebst dem Fachwissen müssen die Hunter auch Vertrauen in diese Partnerschaft einbringen», berichtet Nafzger. Denn in ihrer Tätigkeit würden sie sich am Rande der Legalität bewegen. Die Auftraggebenden wiederum müssten die Bereitschaft haben, von den ethischen Hackern zu lernen und die eigene Komfortzone bewusst zu verlassen. «Dazu braucht es auch Mut», sagt Nafzger. Und eine positive Fehlerkultur: eine Haltung, die in aufgedeckten Bugs die Chance, besser zu werden, erkennt.

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